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Du schaffst das! - Predigt zu Jeremia 1

Predigt zu Jer 1,4-10 von Henning Porrmann

Du schaffst das! Das erste Mal auf dem Fahrrad ohne Stützräder, der Lenker wackelt, die Beinchen zittern und dann noch kurz angeschoben: Du schaffst das! Und los geht’s! Mir hat das eine Freundin damals zugerufen…. 

Das erste mal in die Schule gehen, Einkaufen, ein eigenes Leben beginnen, sich selber wieder treu sein… Du schaffst das!

Die bevorstehende OP und das klärende Gespräch, die große Herausforderung im Beruf, mit den Kindern oder den Eltern, ein neuer Anfang: Du schaffst das!

Der Beginn einer Pflegebedürftigkeit und der schwere Gang auf den Friedhof… Du schaffst das!

Wie oft haben diese drei Worte Dir und Ihnen schon geholfen, an sich zu glauben? Auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen? Neue Fähigkeiten zu entwickeln? Für mich sind diese Worte wie Zauberworte, die mir ein anderer sagen kann. Du schaffst das! Ich vertraue darauf, dass du es kannst! Ich weiß es einfach. Vielleicht nicht gleich beim ersten Mal aber doch wirst du es schaffen.

Du schaffst das! Diese Worte können durchtragen und ermutigen, der zu werden der du bist, das zu entfalten was in dir steckt. „Du schaffst das!“ kann helfen, die eigene Bestimmung zu entdecken und sie zu leben und darauf zu vertrauen, dass das Leben und der das Leben schuf dich trägt.

Wer hätte nicht schon mal gezweifelt, gedacht: Das wird mir alles zu viel, das geht über meine Kräfte, das kann ich nicht! Und dann doch erlebt, irgendwie ging es dann doch. Nicht leicht, nicht ohne Blessuren oder Schwierigkeiten, aber es ging.

Jeremia ging es auch so. Prophet werden sollte er, den Menschen unbequeme Wahrheiten sagen, sie wachrütteln. Das war nicht gerade sein Traumjob. Ich bin dem nicht gewachsen, mag er gedacht haben. Ich bin zu jung und kann gar nicht gut reden. Und dann: Seinen Mut, seine „Du schaffst das Kraft“ bekam er durch die Gewissheit, dass Gott mit ihm war. Gott hat ihn in seinem Zweifel am neuen Weg als Prophet mit seinem „Du schaffst das!“ aufgerichtet und ermutigt. Ich lese das mal vor aus Jer 1 die Vers 4-10:

Und des HERRN Wort geschah zu mir: Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.

Soweit diese Geschichte, die allen die sich gerade nicht trauen zuruft: Du schaffst das!

Lebe Deine Leben und entfalte Deine Begabungen und spring ab und zu mal über deinen eigenen Zweifelschatten. Ich bin dir ein Schubsengel!

Ich glaube, da gibt es viele Menschen, die erst nach so einer Ermutigung weiter gemacht haben oder erst anfangen konnten. Mir selbst ging es so, als ich gemerkt, dass ich gerne Pfarrer werden wollte. Leider konnte ich nicht vor Menschen sprechen ohne zu zittern oder rot zu werden oder dabei völlig zu erstarren. In der Schule und auch noch im Studium habe ich mich so gut es ging um jedes Referat herumgedrückt. (bitte nicht nachmachen, liebe Kinder!) Und mein Gebet war immer: Gott, wenn du willst, dass ich Pfarrer werde, dann musst du dir was einfallen lassen. Ich hatte echt keine Ahnung, wie das gehen sollte, aber ich hatte die Gewissheit, dass Gott mich da befähigen wird, wenn es soweit ist. Oder aber einen anderen Weg zeigen wird. Viele „Du schaffst das!“ von meinen Eltern und vielen anderen, haben mich ermutigt, immer wieder zu üben und dranzubleiben. Und jetzt geht’s!

Nicht dass ich schon etwas konnte, hat mir geholfen, sondern dass ich darauf vertraut habe, dass jemand anders mir etwas zugetraut hat, hat mich beflügelt. Jeremia konnte sich darauf verlassen, dass Gott ihn mit der nötigen Autorität und mit den richtigen Worten ausstatten würde für seine Aufgabe.

Und so kann es doch auch für dich und Sie sein: Gott ist mit seiner ermutigenden Lebenskraft da, um Dich und mich zu den richtigen Schritten zu führen. Er ist die Schubsengelkraft, die uns hilft, über uns selbst hinauszuwachsen und die Kraft zu entfalten, die schon längst in uns steckt.

Nicht, dass dann das Leben nicht mehr aus Herausforderungen oder schweren Zeiten bestehen würde, nicht, dass es mit der Lebenskraft Gottes keine Zweifel mehr geben würde. All das ist immer noch da. Gott kann uns dabei helfen, all dies anzuerkennen und trotzdem weiterzumachen. Manchmal hilft es, sich die eigenen Zweifel, die Kraftlosigkeit, die Hilflosigkeit einzugestehen und anzusehen und dann daneben Gottes freundlichen, liebevollen Blick und sein Wort „Du schaffst das!“ zu stellen.

Vielleicht hilft eine kleine Übung, mit dieser „Du schaffst das Kraft Gottes in Verbindung zu kommen. Auch und besonders wenn du denkst „Ich? Ich kann doch nichts Besonderes!“ Manchmal ist es leichter, seine eigenen Mängel aufzuzählen als seine Stärken. Doch nur wer eine Ahnung von seinen Gaben hat, kann sie auch für sich und andere einsetzen. Darum besteht die Übung heute darin, eine Liste anzulegen, auf die alles kommt, was ich gut kann oder gern mag. Das ist ganz unterschiedlich: andere zum Lächeln bringen oder gut zuhören, den größten Kuchen backen oder tolle Reden halten. Ein „… ja, aber …“ gilt nicht. Nur Positives kommt auf die Liste. Und dann sich freuen: Schön, was ich alles kann und zu geben habe! Und dann die Stimme Gottes hören die ganz leise oder ganz laut, jedenfalls tief in Deinem Herzen sagt: Du schaffst das! So wirst du, so werden wir erfüllt von Gottes Kraft und seinem heilvollen Frieden, der weiter ist als jeder Geist denken kann. Er umgebe schützend unseren innersten Wesenskern, unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

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