Predigt zu Mt 5,13-16 am 26.7.2015

Predigt zu Mt 5,13-16
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Liebe Gemeinde!

Gehören Sie auch zu den Menschen die sagen: Ach das war nicht der Rede wert, was ich da gemacht habe ist doch nicht besonderes. Gehören sie zu den Menschen, denen Bescheidenheit anerzogen wurde, Bescheidenheit bis zur Selbstaufgabe? Es gibt Menschen, die denken schon bei der kleinsten Freude über etwas, was sie toll gemacht haben oder geschafft haben, dass das angeberisch und unbescheiden ist. Und oft wirkt sich das auch bis ins Selbstvertrauen aus und solche Menschen denken, was der folgende Text ausdrückt, der mir ohne Angabe des Verfassers über den Weg gelaufen ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist, dass sie da sind.
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es ist, sie nur zu sehen.

Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich ihr Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend ihre Nähe ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.

Heute sagt es uns Jesus selbst, dass wir wichtig sind und einfach nur indem wir da sind, dazu beitragen, dass diese Welt heller und wohlschmeckender wird.

Mt 5,13-16

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als daß man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Was für ein Zutrauen zu jedem Menschen, liebe Gemeinde, was für ein Vorschuss an Vertrauen. Salz und Licht sind wir. Nicht und bitte auch wirklich nicht so hören: Wenn Ihr das und das tut seid ihr Salz und Licht, sondern einfach nur „Ihr seid das Salz der Erde und Ihr seid das Licht der Welt.“ Auf schlau ist das performative Rede, das heißt: durch diese Rede wird etwas wirklich. Die Olympischen Spiele sind dafür immer das Beispiel: Bevor nicht das Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes den Satz sagt: „Ich erkläre die olympischen Spiele für eröffnet.“ sind die olympischen nicht da, geht’s nicht los. Dieser Satz schafft einen neuen Raum, eine neue Wirklichkeit. Das Gleiche gilt bei der Taufe und auch bei der Sündenvergebung: Du bist jetzt Kind Gottes; Deine Sünde ist dir vergeben. Jedes mal schaffen die Worte eine neue Wirklichkeit. So auch die performative Rede Jesu: Ihr seid Salz und Licht für diese Erde und diese Welt. Ihr seid das Würzmittel für die Welt, das alles viel schmackhafter machen, ja sogar eine erhaltende, konservierende Funktion hat, Salz, das im Mittelalter als weißes Gold bezeichnet wurde und das so wichtig für unsern Körper ist, dass wir ohne nicht leben könnten. Besonders in diesen heißen Tagen wird das immer mal wieder betont, dass bei dem vielen Schwitzen der Salzhaushalt stimmen muss. Und Licht als weitere Voraussetzung zum Leben muss man glaube ich nicht mehr weiter erläutern. Wir sind beides, so wichtig für das Leben und diese Welt wie Salz und Licht.

Ich finde, diesen Gedanken muss man erst mal in sich sacken lassen, vor allem, wenn da immer noch die Worte „sei bescheiden“, „gibt nicht so an“, oder „rück dich nicht so in den Vordergrund“… und viele mehr in uns stark sind. Denken Sie doch mal darüber nach, während sie ein Lied von Gregor Meyle hören, der sich des Gedankens angenommen hat, dass wir Licht sind…

Lied: Du bist das Licht. (auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=pvN6RYcpCaM)

Mich berührt dieses Lied sehr, weil es mir und uns allen zusammen mit den Worten Jesu sagt, dass es nicht darauf ankommt, was wir zu leisten in der Lage sind, um Licht zu sein, wir sind es einfach. Es ist nicht wichtig, ob wir viel oder wenig leuchten, wie sich unser Licht im Vergleich mit anderen Lichtern ausmacht. Unser Licht leuchtet einfach weil das so ist, weil Gott, weil die Macht und der Ursprung allen Seins das so eingerichtet hat.

Ich sage das heute immer wieder, weil es so wichtig ist und die Voraussetzung dafür, dass wir dieses unser Licht, uns selbst allesamt nicht gering schätzen und verstecken, wie im Gleichnis Jesu unter einem Scheffel, also unter eine Art Eimer mit dem Weizen abgemessen wurde. Dann leuchtet es zwar innen und um uns herum, aber die Welt wird trotzdem nicht heller. Das ist ja gerade das, was Christinnen und Christen immer wieder vorgeworfen wird: Ihr zieht Euch da in eine heile Innenwelt zurück und nach Außen passiert nichts. Ja sogar Jesus hat ja solche Sätze gesagt wie: Ich habe die Welt überwunden oder Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Trotzdem erteilt er in diesen Sätzen heute einer Weltflucht eine Absage. Die Leuchtkraft bekommen wir aus der Innerlichkeit, aus einem Rückzug aus der Welt, aus der Differenz zu den Wertvorstellungen und Mechanismen dieser Welt. Aber sie ist nicht nur für uns selber da, sagt Jesus. Angeberisch ist das bestimmt nicht, sondern es dient Gott, dem Leben selbst. „Dass die Leute es sehen und Gott loben.“ Jesus ermutigt uns, zu unseren Fähigkeiten, Kräften und unserem Sein als Glaubende zu stehen, unsere Begabungen und unseren Glauben zu zeigen und so die Welt heller und geschmackvoller zu machen, vielleicht sogar auch manchmal indem wir Menschen, die andere ihrer Würde und Leuchtkraft berauben oder gar Gewalt antun durch äußere Gewalt oder mit Worten – indem solchen Menschen die Suppe versalzen.

Wir sind Salz und Licht, auch wenn uns manchmal unsere Leucht- und Salzkraft furchtbar klein erscheint: Jesus wirbt darum, dass wir uns ihrer bewusst sind und werden und selbstbewusst leuchten und salzen, und zwar in dieser Welt und nicht in einem religiösen Paralleluniversum. Jede und jeder sollte sich klarmachen: Schon deine kleine Leuchte ist stärker als hundert Kubikmeter Finsternis. So werden wir und bleiben wir Gestalter dieser Welt und schauen nicht nur zu, sondern machen mit, zum Beispiel in Gruppen dieser Gemeinde und in unseren Ortschaften, im Arbeitskreis Ökumene oder im Austrägerkreis für den Gemeindebrief, beim Bringen von Essen zu den Menschen, die nicht mehr selber kochen können oder im Trauercafe und an so vielen anderen Stellen innerhalb und außerhalb unserer Kirchengemeinde. Ob es auch dem einen oder anderen gelingt, seine Leuchtquelle zu zeigen im Beruf oder einfach nur im Verein oder im Freundeskreis?

Für den Alltag gibt es jetzt noch eine ganz leichte Übung, sein Licht leuchten zu lassen, die Welt heller und freundlicher, geschmackvoller und lebenswerter zu machen. Und das können wir alle mit uns selbst und mit den Menschen um uns herum. Diese Übung erinnert uns an das Licht, das in uns selbst ist und strahlt es auch nach Außen ab. Diese Übung heißt Lächeln. Nicht umsonst reden wir davon, dass die Augen leuchten, wenn jemand sich freut. Dieses Leuchten ist ansteckend, sogar für uns selbst. Probieren sie es einfach mal aus in der nächsten Woche. Die eine Übung: Lächeln sie sich innerlich selbst zu, am besten auch gleich mit den entsprechenden Bewegungen im Gesicht, vielleicht sogar vor dem Spiegel. (erscheint Ihnen peinlich und lächerlich? umso besser, dann fällt es ihnen noch leichter, zuerst nur das Gesicht und dann den ganzen Menschen zum Lächeln zu bringen). Lächeln sie sich solange an, bis sie merken, dass das Lächeln in den Augen angekommen ist. Vielleicht dauert es ein bisschen, aber schon das Heraufziehen der Mundwinkel bewirkt, dass auch ein inneres Lächeln zustande kommt.

Und dann die andere Übung: Probieren sie sich in freier Wildbahn: Lächeln sie andere Menschen an und Leuchten mit ihrer inneren Lächelkraft und schauen Sie, was es beim anderen bewirkt und genießen sie es, wenn der andere zurücklächelt und vergessen sie einfach, wenn er’s nicht tut. Aber stellen sie sich vor, wenn auch nur drei andere Menschen durch dieses Lächeln bessere Laune bekommen und wiederum drei andere anstecken und die wieder… Probieren Sie es einfach mal aus auch und vielleicht gerade, wenn Ihnen eigentlich nicht danach ist. Nur für eine kleine Zeit. Vielleicht kommen sie ja auf den Geschmack.
Ihnen fallen selber noch viel mehr und bessere Anwendungsbeispiele ein, liebe Gemeinde, darum höre ich jetzt auch auf zu reden und wünsche Ihnen für diese Woche, dass sie spüren und dann ausstrahlen was Jesus sagt: Ihr seid das Salz der Erde; Ihr seid das Licht der Welt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

von Pfarrer Henning Porrmann

Predigten aus der Schlosskirche